Für Autor*innen sind Lesungen in Grundschulen immer eine Überraschungskanone. Man kann sich noch so gut vorab informieren, man weiß einfach nie, worauf man sich einlässt. Hier ein paar Beispiele aus den letzten drei Monaten:
Da war dieses Mädchen, das mir aus gigantischer Dankbarkeit ihren tollen Stift geschenkt hat und mich um ein Autogramm auf ihrer Hand angefleht hat. Und ein Junge, der mich beim Lesen ständig unterbrach, weil er jetzt keinen Bock mehr hatte (sich beim Signieren aber dafür entschuldigte).
Da war diese Lehrerin, die gespannt lauschte, ein Auge immer auf die Kids und sobald sie eine Unruhe bemerkte, ein Kind unauffällig umsetzte. Und eine, die mich mit großen Gesten und gezischten Worten irritierte, weil ein Mädchen zurechtgewiesen gehörte, das beim Zuhören ein Blatt gefaltet hatte.
Da war dieser Direktor, der am liebsten in allen Klassen mit dabei gesessen hätte und mich zum Schluss mit einer Flasche Wein überraschte. Und eine, die die Kinder darauf einschwörte, sich ja gut zu benehmen, sonst gäbe es aber wirklich Ärger, bevor sie ging.
Da war dieser Raum, da standen bereits alle Stühle im perfekten Abstand zu meinem Platz, auf der Tafel prangte ein „Willkommen Frau Klee“ und auf dem Tisch standen Blümchen und ein Glas Wasser. Und da war der, den niemand vorbereitet hatte und dessen Tafel noch von der letzten Stunde beschrieben war.
Natürlich habe ich da meine Vorlieben, ist ja klar!
Aber Schule ist Leben. Mit Kindern, die heute schlecht drauf sind oder auch einfach nicht gewöhnt, etwas länger zuzuhören. Mit Lehrer*innen, die gerade viel zu tun haben, oder die (unberechtigte) Sorge, ich würde irgendwie über die Schule urteilen.
Natürlich fühle ich mich besonders wertgeschätzt, wenn der Raum aufmerksam vorbereitet wurde! Danke!! Das Wichtigste ist für mich aber, die Kinder zu begeistern, zu inspirieren, selbst kreativ zu werden, und ihnen meine Liebe zu Büchern näher zu bringen. Das klappt in den meisten Gruppen richtig gut. Und ich feiere die Grundschulkinder, die auf mich zukommen und mir von ihren eigenen Buchprojekten berichten. Manchmal sind es aber auch nur ein paar vereinzelte Gesichter, die zwischen der unruhigen Meute an meinen Lippen hängen. Auch dann ist es alles wert.
Ich könnte jetzt einen Wunschkatalog aufstellen, wie meine Wunschlesungen aussehen sollten, aber das ist nicht das Leben. Schule – da sind so viele Faktoren, die keiner komplett kontrollieren kann. Also lassen wir das und geben wir stattdessen unser Bestes, so gut es heute eben geht. Für mich als Autorin bedeutet das, offen zu sein, spontan und flexibel; dankbar zu sein, denn Autorenbegegnungen sind so wertvoll für die Kinder; und bereit zu sein für Überraschungen. Aller Art!

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