Wie aus einer Idee ein ziemlich außergewöhnlicher Roman wurde

Ein ungewöhnlicher Auftrag

„Kann der nächste Band deiner Bilderbuchreihe von einem Kind erzählen, dem ein Organ transplantiert wurde?“ Das fragte meine Verlegerin eines Tages unvermittelt durchs Telefon. In meinem Kopf fand eine dieser Miniexplosionen statt, die erst mal alles lahmlegt. Dennoch kam meine Antwort prompt: „Äh, ich glaube nicht.“ Das Thema schien mir zu komplex für ein Buch mit vielen Bildern und wenig Text. „Schade, es wäre so wichtig. Es muss auch nicht Teil der Wunderbare-Wesen-Reihe sein“, sagte die Verlegerin und dann erzählte mir Susanne Götz-Schneck die Geschichte des Ederhofs, deren Leiter sie persönlich kennt und dessen Projekt sie fasziniert. Meine Verlegerin erzählte von den jährlich rund 300 Kindern und ihren Familien, die in Deutschland auf ein rettendes Organ warten. Sie hatte den Wurm an den Haken gehängt und ich hatte zugebissen.

II Ein unheimlicher Wald

Der Angelhaken zog mich durch halb Deutschland und halb Österreich ins schöne Osttirol, wo mitten in heidihaft-lauschiger Natur das Rehabilitationszentrum Ederhof liegt. Re-ha-bi-li-ta-tions-zentrum – wie kriegt man ein solches Wortungetüm in ein Kinderbuch? Wie schmiedet man seine Geschichte darum herum? Und wie bekommt man Kinder dazu, eine solche Geschichte zu lesen? Nach vielen wertvollen Gesprächen machte ich mich vor Ort auf die Suche nach Inspiration. Ich betrachtete alle Ecken des Ederhofs, begab mich auf die Spuren der Kinder und folgte ihren geheimnisvollen Zeichen: Überall im nahegelegenen Wald fand man Gesichter in den Astlöchern und zwischen den Wurzeln künstlerisch eingerichtete Wohnstätten für Waldwichtel. Wie niedlich und schön – für mich! Doch was, wenn man nicht ganz genau weiß, was ein Rehabilitationszentrum ist? Was, wenn man an einer entscheidenden Ecke falsch abbiegt und Rehabilitation mit Straftätern in Verbindung bringt? Und was, wenn man dazu noch mit einer großzügigen Portion Fantasie beschenkt wurde? Langsam stieg Finn aus den schleierhaften Nebeln meiner Fantasie, den die in Bäume geschnitzten Grimassen erschaudern lassen?

Finn schleicht durch den Wald, Illustration von Lena Hesse

Zurück am Ederhof erschien neben meinem Fantasie-Finn ein Freund, Oskar, der seine transplantierten Nieren wie ein reales Ederhof-Kind nach seinen beiden Lieblingsfußballern benennt. Eine erste Idee für ihre sehr komische erste Begegnung entstand und schon sah ich sie über den Ederhof laufen, malte mir chaotische Missverständnisse und witzige Dialoge aus. Und als ich dann erfuhr, dass der Ederhof das Geburtshaus des berühmten Malers Franz Defregger war, war plötzlich klar, was die beiden Freund hier erleben würden!

III Coole Socke hüpft über Hürden

Immer, wenn ein Kind schwer erkrankt, ist das schlimm. Als Mutter will ich mir das gar nicht erst vorstellen. Die armen Kinder. Die armen Eltern. Aber mit Mitleid ist niemandem geholfen. (Außer vielleicht im ersten Augenblick) Menschen mit Behinderung betonen es immer wieder: Wir wollen nicht bemitleidet werden. Unser Leben ist nicht nur schlimm. Wir erleben auch Tolles und wachsen über uns hinaus. Und genau das tut Oskar, die Figur meines Buches, dem Toni Kroos und Ronaldo, seine zwei Nieren, transplantiert werden mussten. Während Finn sich mit den alltäglichen Problemen eines 10-jährigen herumschlug, kämpfte Oskar ums Überleben. Finn schämt sich manchmal für seine scheinbar unwichtigen Probleme, aber Oskar ist nicht umsonst die coolste Socke, die dir je in einem Kinderbuch begegnen wird. „Ich glaube, wir alle kriegen in unserem Leben verschiedene Hürden in den Weg gestellt“ bemerkte er weise zwischen den Verhören möglicher Kunsträuber. „Manche sind größer und manche kleiner. Aber drüber kommen müssen wir alle. […] Und ich bin echt gut im Hürdenspringen!“

IV Unser Beitrag

Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, dass schwer kranke Kinder ihre lebensrettenden Organe bekommen. Wir können uns Gedanken darüber machen, bevor es möglicherweise zu einer Entscheidung kommen muss. Aber das ist nicht der einzige Beitrag, den wir leisten können. Ich habe versucht, mit „Finns furchtbartolle Ferien“ ein Buch zu schreiben, dass so gut, so witzig und spannend ist, so wundervoll schrullige und einmalige Charaktere beherbergt, dass Finns und Oskars Geschichte sich ihren natürlichen Weg in ganz viele Kinderzimmer, Büchereien und Buchhandlungen bahnt. Oft schrecken Bücher über schwierige Themen ab, vor allem wenn diese Themen mein Kind gar nicht betreffen. Daher habe ich mich bewusst dafür entschieden, eine Freundschafts- und Detektivgeschichte zu schreiben, in der es an Schwimmbad, Eis und Gartenpartys nicht fehlen darf. Eine Geschichte, in der Finns furchtbar langweilige Ferien zu den verrücktesten, dramatischsten und schönsten seines Lebens werden. Das Beste dabei: Mit dem Kauf jedes Buches unterstützt du die Arbeit der Rudolf-Pichlmayr-Stiftung, die den Ederhof finanziert. Jeder Kauf sorgt dafür, dass eine Oase für organtransplantierte Kinder und ihre Familien noch ein bisschen oasiger wird.

Hier gehts zum Buch.

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